Montag, 20. Januar 2014

Teil 1: Prof. Robert Spaemann: Plädoyer für die Reform der Liturgiereform

Zurück zu den Zielen der Konzilsväter
 
Prof. Robert Spaemann mahnt eine längst überfällige Reform der Liturgiereform von 1970 an und damit eine Rückkehr zu den Intentionen der Konzilsväter, die sich von der Reform eine Belebung und Vertiefung der Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie der Kirche erhofften. In einem Beitrag für die katholische Zeitung "Die Tagespost" vom 18. Januar 2014 (Nr. 7) schreibt Spaemann:

"Alte und neue Messe sollen ein Ritus bleiben. Das aber heißt, dass die phänotypische Erscheinung der „neuen Messe“ sich von der der alten nicht so weit entfernen darf, dass die Identität des Ritus unsichtbar wird und nur noch gegen den Augenschein verbal versichert werden kann. Da dieser Zustand aber bereits seit langem eingetreten ist, bedarf es einer Reform der Reform, wie sie Kardinal Ratzinger wiederholt gefordert hatte. Diese Reform wäre zugleich eine Rückkehr zu den Intentionen des Konzils. Keine Neuerung dürfe stattfinden, so dekretierte das Konzil, die nicht durch einen mit Sicherheit zu erwartenden spirituellen Nutzen gerechtfertigt sei."

Spaemann nennt Beispiele, an welchen Stellen der Liturgie eine Reform konkret ansetzen könnte und wo ein großer Nutzen für das mitfeiernde Gottesvolk zu erwarten wäre:

Die Zelebrationsrichtung "ad Deum"

So führt der Philosoph an erster Stelle die Rückbesinnung auf die bis zur Liturgiereform übliche Zelebrationsrichtung der Gemeinde - einschließlich des Priesters - "obviam Christo", dem wiederkehrenden Herrn entgegen, an. Die gemeinsame Blickrichtung entspreche der Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils, dass nämlich "der Priester 'an der Spitze der Gemeinde des wandernden Gottesvolkes' 'in persona Christi' dem Vater gegenübertritt" (vgl. Sacrosanctum Concilium  33). Sollte eine gemeinsame Blickrichtung, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr) möglich sein, mahnt Spaemann an, wenigstens ein "nicht zu kleines Kreuz" auf dem Altar vor Augen zu haben, wie es seit dem Bemühen von Papst Benedikt XVI. tatsächlich auch schon in einigen Kirchen üblich geworden war.


Gegenseitiges aufeinander hören und bekennen

Kritisch beleuchtet Spaemann die erneuerte Praxis des Bußaktes in der heiligen Messe. Er stellt ein Kommunikationsproblem fest, welches darin besteht, dass alle Anwesenden - zusammen mit dem Priester - das Schuldbekenntnis sprechen - und niemand da ist, der in diesem Augenblick meine Bitten anhört, weil jeder damit beschäftigt ist, die Brüder und Schwestern um Verzeihung zu bitten. "Die Bitte geht ins Leere", so Spaemann. So sei es sinnvoll, zum zweimaligen Confiteor zurückzukommen, bei dem zunächst der Priester den Anwesenden, den Engeln und Heiligen seine Sünden bekennt und um ihr Gebet bittet, bevor sich die anwesende Gemeinde an den Priester, die Engel und Heiligen um Fürbitte wendet. (Eine kleine Parallele könnte man hier zu der Geste von Papst Franziskus erkennen, als er nach seiner Wahl zum Papst bei seiner Präsentation auf der Loggia zunächst tiefgebeugt das Volk um ein Gebet bat, bevor er die Gläubigen segnete. Eine zurecht beeindruckende Geste.)


Kyrie und nicänisches Glaubensbekenntnis

Spaemann plädiert im Weiteren für die Wiederherstellung des dreimal dreifachen Kyrie-Rufes,  unter anderem, weil dieser so "Usus aller katholischer Riten" ist. Beim Credo sei es sinnvoll vom einfacheren Apostolischen Glaubensbekenntnis auf das früher obligatorische "große" bzw. nicäo-konstantinopolitanische Credo umzurüsten, da die genannten Glaubenswahrheiten, zu denen man sich als Christ bekenne, viel deutlicher ausgedrückt sind als im - wenn auch kürzeren - Apostolicum.


Fortsetzung: Teil 2


Weiteres zum Thema "Reform der Reform":

Foto: von hier

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